„Dunkles Licht im Becher“, so nennt der Dichter Hölderlin den roten Wein des Südens.
Die biblischen Propheten sprechen vom Reich Gottes als einer Zeit, in der man friedlich und
ungestört unter dem eigenen Weinstock sitzen könne. Im biblischen Palästina waren Weinstöcke ein Maß für den Reichtum einer Familie. Die Psalmen reden vom „Wein, der des Menschen Herz erfreut“
(Ps 104,15); und im biblischen Buch Jesus Sirach heißt es „Wie Lebenswasser ist der Wein dem Menschen, wenn er ihn mäßig trinkt“ (Sir 31,27).
Im Orient galt der Wein als Symbol der Jugend und des ewigen Lebens. Bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa
wirkte Jesus sein erstes Wunder (Joh 2,1-11). Der Wein, der hier in verschwenderischer Fülle gegeben wurde, war ein Zeichen für die nun angebrochene messianische Zeit.
„Nehmt und trinkt, das ist mein Blut für euch“ -
spricht Jesus im Abendmahlssaal und in jeder Messe vollziehen wir dieses Abendmahl: Blut ist Leben, Wein ist Leben, Brot ist Leben. Jesus gibt sein Leben für uns
und schenkt dieses Leben in der Gestalt von Brot und Wein.
Der Wein der Meßfeier verweist aber auch auf das ewige Leben in Gottes Reich. Jesus sagt:
„Von jetzt an werde ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich mit euch von neuem davon trinke in meines Vaters Reich“
(Mt 26,29). Christus hat die einfachen Elemente von Brot und Wein als heilige Zeichen der Gnade Gottes gewählt. Brot und Wein waren bei den Bewohnern Palästinas
damals alltägliche Kost. Sie stehen für all das, was wir zum Leben benötigen.
Der CODEX IURIS CANONICI stellt sehr genaue Anforderungen an den eucharistischen Wein: „Es muß natürlicher, unverfälschter Wein aus Trauben sein“
, also ausschließlich purer vergorener Traubensaft. Ein Kriterium, das viele Weine heute kaum erfüllen dürften.
Im 13. Jahrhundert verzichteten viele westliche Kirchen darauf, die Kommunion in
beiderlei Gestalt zu spenden. Das geschah leider eher aus praktischen Überlegungen, vor allem aus der Angst, sich die Kleider zu beflecken.
Heute wird auch weißer Wein verwendet, auch um deutlich zu machen, daß das Wort
vom „Blut Christi“ nicht vordergründig wirkliches Blut meint, sondern tiefer meditiert werden sollte.
|