Wer in der Adventszeit die Kirche besucht (übrigens nicht nur eine katholische) wird die
Farbe Violett vorfinden: in den Messgewändern, im Altartuch u.s.w..
Gebrochenes Rot, vermischt mit Schwarz: die Farbe der Besinnung und Nachdenklichkeit. Seit der Liturgiereform hat sie
das reine Schwarz, das bei Beerdigungen getragen wurde, aus den Gewändern verdrängt.
Christen trauern nicht ohne Hoffnung. Für sie ist der Horizont ihres Lebens niemals ganz schwarz.
Violett kommt aus dem Französischen - „violette“ = das Veilchen). Es deutet an: die Adventszeit ist eine
besinnliche Zeit, eine Bußzeit. Entgegen dem äußeren Anschein in den Straßen und Geschäften, in denen der Weihnachtsrummel seinem Höhepunkt zueilt, sollen Christen sich in Stille und
Besinnung auf die Geburt des Erlösers vorbereiten. In den Geschäften ist „Vorweihnachtszeit“, eine Wortschöpfung der Werbung und des Kommerzes, der mit „Warten und Besinnung“
natürlich nichts anfangen kann.
Die leisen Töne und schlichten Formen des Lebens wieder entdecken, damit Weihnachten ein wirkliches Fest werden kann - dazu lädt die Adventszeit ein. Trotz dieses Charakters
gibt es auch hier einen „Schuß“ Freude. Der dritte, Adventssonntag heißt: Gaudete - „Freuet euch...“ - so fangen die Meßtexte dieses Tages an. Früher wurde an
diesem Sonntag ein rosafarbenes Meßgewand getragen, das übriges nur zweimal im Jahr Verwendung fand (auch in der Fastenzeit am Sonntag Laetare). Das strenge Violett bricht
auf, Weihnachten kündet sich an.
In St. Marien haben wir (leider) kein rosa Messgewand mehr.
Allerdings findet sich in unserem “Archiv”, wo auch einige alte Paramente verwahrt werden, der vordere Teil einer alten rosa Kasel, ein Messgewand, wie es vor dem Konzil üblich war.
Jeder Regisseur eines Krimis weiß: die Dramatik eines Filmes hängt von der wohlkomponierten Handlung ab. Nicht am
Anfang darf die Auflösung stehen, sondern am Ende, sonst wird der Krimi langweilig.
Man fragt sich, warum heute Weihnachten so schlecht inszeniert wird? Seit September gibt es Spekulatius und
Weihnachtsgebäck in allen Läden. Beleuchtete Weihnachtsbäume stehen seit Wochen in Schulen und Gärten. Erstmalig wurde in Dinslaken schon zum Martinstag die Weihnachtsbeleuchtung ausgepackt.
Kein Wunder, daß viele schon kurz nach dem Fest die Freude daran verlieren, die Weihnachtsdeko nicht mehr sehen
können und den Christbaum (?) rauswerfen.
Das Veilchen ist ein bescheidenes Pflänzchen. Die Farbe Violett trägt nur die Verheißung in sich, erst zum
Weihnachtsfest bricht sie auf in strahlendes, festliches Weiß. Wir müßten diese Farbenlehre mehr beachten, damit Weihnachten nicht langweilig wird...
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