Heute, am 7. September 2002 ist Neujahr - und ein glückliches und vor allem friedliches Neues Jahr wünschen wir daher - nicht uns, sondern allen Juden, die Neujahr - „Rosh haShana“ begehen.
Es beginnt das Jahr 5.763 im jüdischen Kalender, der die Jahre seit der
Erschaffung der Welt zählt. Im jüdischen Kalender ist Samstag, der 7. September der 1. Tag des Monats Tischri. Mag es für uns auch sonderbar
klingen, daß heute das Jahr beginnt, so liegt darin ein tiefer Sinn, denn das alte Jahr endet logischerweise nicht an irgendeinem astronomischen Punkt
im Winter, sondern dann, wenn Sommer und Ernte vorüber sind. Dann ist es an der Zeit, tief Luft zu holen und sich auf das neue Jahr vorzubereiten.
Am Festtag Rosh haShana stellt man sich vor, daß man vor einem
himmlischen Gericht sitzt, das das Leben als Mensch und als gläubiger Jude bewertet. An diesem Tag entscheidet Gott auch, ob der Mensch im
kommenden Jahr weiterleben darf oder sterben muß. Daher heißen diese Festtage auch die Hohen oder sogar „furchtbaren“ (weil sie Gottesfurcht einflößen) Feiertage.
An Neujahr beginnt eine zehntägige Bußzeit, in der man versuchen soll, sich mit allen Menschen zu versöhnen, denen man im vergangenen Jahr unrecht getan hat.
Es kommt hier auf „Wiedergutmachung“ und Neubeginn an. Dazu muß man alles Mögliche unternehmen.
Zehn Tage nach Rosh Hashana feiern die Juden dann Jom Kippur, den zweiten
hohen Feiertag. An diesem Tag vergibt Gott die Sünden, die durch gegenseitige Verzeihung nicht unter den Menschen ausgeräumt werden konnten.
Wir kennen alle die Regensart vom „Sündenbock“, zu dem man jemanden
macht. Weniger bekannt ist, daß dieses Wort aus der Bibel stammt und sich auf den Brauch bezieht am Versöhnungstag (Jom Kippur) einen Ziegenbock in
die Wüste zu jagen, dem man symbolisch die Sünden des Volkes auflädt. So wie der Bock in die Wüste flüchtet, so entfernt Gott die Sünde. Nach der
Tempelzerstörung wurde dieser Brauch aufgegeben. Heute erinnert daran noch die Sitte, daß gläubige Juden am Versöhnungstag ein fließendes
Gewässer aufsuchen und dort Gebete sprechen - in der inneren Überzeugung, daß die Sünden mit dem fließenden Wasser weggespült werden. Wie in unserem Gottesdienst werden auch
im jüdischen Gottesdienst innere Überzeugungen in starken symbolischen Handlungen ausgedrückt.
Ganz fromme Juden tragen zu den Hohen Feiertagen ein weißes Gewand, das das Totenhemd symbolisieren soll - ein Zeichen dafür, wie ernst das Fest und die damit
verbundene Bußzeit genommen wird. Auch das katholische Kirchenjahr beginnt ja bekanntlich mit einer Bußzeit - der Adventszeit.
Natürlich gibt es in der jüdischen Liturgie und
im Familienleben auch fröhlichere Bräuche und das Lob Gottes für die Schöpfung, die er uns geschenkt hat. Man ißt Apfelscheiben oder auch Brot in Honig und wünscht sich damit ein „süßes neues Jahr“.
Im Gottesdienst wird ein Widderhorn
geblasen. In der Bibel begegnet uns dieses urtümliche Instrument z.B. beim Bericht von den Posaunen, die die Mauern von Jericho einstürzen ließen und auch in der Offenbarung
, wo diese Widderhörner die Wiederkunft Christi ankündigen. Ihr Klang ist immer ein Zeichen der Nähe Gottes.
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