Wer hat schon die Ruhe und die Zeit im Laufe eines Jahres die gesamte Bibel oder gar nur die wichtigsten Teile daraus zu lesen
. Im Judentum wird im Jahreslauf die gesamte Tora, also die fünf Bücher Mose fortlaufend im Gottesdienst gelesen, ergänzt mit passenden Texten aus anderen Büchern des alten Testaments.
Ganz ähnlich sorgt auch in der katholischen Liturgie eine
Leseordnung dafür, daß die verschiedenen Teile der Bibel im Gottesdienst vorgetragen werden. Obwohl dabei sonntags drei Lesungen vorgesehen sind, wird auch bei uns in St. Marien in
der Regel nur eine der zwei ersten Lesungen und das Evangelium vorgetragen.
Die Leseordnung wurde von Theologen aus der ganzen Welt
zusammengestellt. Das Ziel ist, daß die Gläubigen das gesamte Wort Gottes kennenlernen können, auch wenn nicht die gesamte Bibel vorgelesen wird. Das ganze Kirchenjahr hindurch
sind die Lesungen so angeordnet, daß alle wichtigen Ereignisse und Worte der Heilsgeschichte darin vorkommen. Diese Lesungen sind in allen kath. Kirchen der ganzen Welt gleich. So
sind Christen beim Hören des Wortes Gottes in der ganzen Welt, quer durch alle Länder und Kulturen miteinander verbunden. Für die Sonn- und Festtage sind die wichtigeren Texte vorgesehen.
Diese Leseordnung für die Sonn- und Festtage erstreckt sich
über drei Jahre, die mit den Buchstaben A, B und C gekennzeichnet werden. So kommt ein und derselbe Text
erst im vierten Jahr wieder vor. Jede Meßfeier hat drei Lesungen: die Erste aus dem Alten Testament, in der
Osterzeit aus der Apostelgeschichte, die Zweite je nach der Kirchenjahreszeit aus den Apostelbriefen oder aus
der Offenbarung, die Dritte aus dem Evangelium. Diese Aufteilung macht deutlich, daß die beiden Testamente
eine Einheit bilden. Das erste Lesejahr ist das Matthäus-Jahr, das zweite und dritte aber das Markus- bzw.
Lukas-Jahr. Aus diesen Evangelien wird dann fortlaufend weitergelesen; die Heilsgeschichte nach und nach
erzählt. Ähnlich ist es bei den Lesungen aus den Apostelbriefen (Episteln), während die Lesungen aus dem Ersten/Alten Testament thematisch passend zu den Texten aus dem Neuen Testament ausgewählt wurden.
Für die Wochentage gibt es eine ganz eigene Leseordnung, die in zwei Jahre (I und II) aufgeteilt ist, wobei die
Evangelienlesungen immer gleich bleiben. Das bedeutet, daß in jedem Jahr am Mittwoch nach Pfingsten der
gleiche Evangelientext vorgelesen wird. An den Wochentagen wechseln also nur die Lesungen aus dem Alten Testament, aus den Apostelbriefen, aus der Offenbarung oder - in der österlichen Zeit - aus der
Apostelgeschichte.
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