Anläßlich der Anbetungsstunde am vergangenen Freitag kam ich ins Grübeln: Wie passt es eigentlich zusammen,
dass unsere Kirche noch weihnachtlich geschmückt ist, das Kirchenjahr jedoch schon längst weiter fortgeschritten ist? Wie passt es zusammen, den eucharistischen Christus in der Monstranz auf dem Altar
zu verehren und den Blick dabei über die Krippenszene der anbetenden Könige mit ihren Gaben von Gold, Weihrauch und Myrrhe schweifen zu lassen.
In einem Lied des Friedrich von Spee werden diese Gaben gedeutet: „Durch Weihrauch stellten fromm
sie dar, daß dieses Kind Gott selber war; die Myrrh' auf seine Menschheit wies, das Gold die Königswürde pries.“ Die Gaben enthüllen uns, was für das Auge des
Menschen verborgen bleibt: welche Bedeutung dieses unscheinbare neu geborene Kind in der Futterkrippe eines Stalles im unbedeutenden Dörfchen Bethlehem für
uns hat. Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott, unser wahrer König, Herrscher unseres Lebens.
Nichts anderes sagt die Monstranz, die wir auf dem Altar
aussetzen. In ihrer Mitte, klein und unscheinbar, ein Stückchen Brot. Ihr Gold, ihr Schmuck weist auf den hin, der für uns mehr als ein guter König ist, der wahre
Herrscher und Schöpfer des Alls, der Geber aller guten Gaben. Das Brot, das so lebensnotwendig für unser Leben ist, wird durch Christus in der Hl. Wandlung auch
zur Speise unserer Seele. Die Nähe Gottes kehrt in unsere Herzen ein, er selbst erfüllt uns von innen her.
„Gottheit tief verborgen, beten nah ich dir. Unter diesen
Zeichen bist Du wahrhaft hier...“ „Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir, doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir...“ Die Monstranz enthüllt das unserem
Auge und im Gebet erfahren wir auch in unserem Herzen den verborgenen Gott, verborgen im Brot, verborgen im Kind in der Krippe.
Mit dem Weihrauch, den die Sterndeuter brachten,
verehren wir den Christus auch im eucharistischen Brot auf dem Altar. Am Fest der Hl. Drei Könige geht es ja
auch nicht um diese Menschen, sondern im den wahren König, den „Herrscher über die Könige der Erde“, vor
dem sie, wie wir heute vor dem eucharistischen Herrn, die Knie beugen. Es ist wohl nicht so falsch, die
Sterndeuter aus dem Osten „Weise aus dem Morgenland“ zu nennen. Beginnt nicht die wahre Weisheit damit,
dass der Mensch nach Gott sucht, ihm allein huldigt und nur vor ihm die Knie beugt. Die Mitte des
Weihnachtsfestes und die Mitte der Anbetung ist Christus, „das Licht der Welt“, das uns erschienen ist. Er ist
die eigentliche Mitte und das Ziel aller menschlichen Geschichte. In ihm leuchtet Gott; in ihm ist Gott unter uns Menschen da; in ihm ist das wahre Licht aufgestrahlt.
Kein Wunder, dass die meisten Monstranzen das eucharistische
Brot in die Mitte eines Sterns, einer Sonne, eines Strahlenkranzes setzen. Christus, das Licht, der Stern von Bethlehem, der unser Leben erleuchtet ist, „jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit
nicht untergeht“, wie es im österlichen Exsultet heißt.
In den Evangelien dieser Tage hören wir von den Sterndeutern aus dem Osten, von der Taufe
Jesu im Jordan und heute von der Hochzeit zu Kana. Diese drei Abschnitte der Bibel verbindet, dass die Bedeutung Jesu (der bisher im Verborgenen gelebt hatte) offenbar wird, dass
Menschen die Bedeutung Christi erkennen können. Die Texte bezeugen das Geheimnis, daß in Christus der unsichtbare Gott sichtbar unter uns erschienen ist.
Nicht anderes feiern wir Sonntag für Sonntag in der Hl. Messe.
„Jesus den verborgen jetzt mein Auge sieht ... laß die Schleier fallen einst in deinem Licht, daß ich selig schaue, Herr dein Angesicht.“
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