sr. euthymia ueffing

Pastor Nienhaus war in den Kriegsjahren Beichtvater einer jungen Schwester im Dinslakener Krankenhaus. Von 1936 bis 1948 arbeitete Sr. Euthymia (Emma) Üffing dort. Zu Beginn ihres Dienstes war sie erst 22 Jahre alt. Ob Albert Nienhaus damals wohl so etwas wie Heiligkeit gespürt haben mag?

12 Jahre ihres Lebens verbrachte sie hier; die 12 dunkelsten Jahre unseres Jahrhunderts, als der Nationalsozialismus sein grausames Gesicht zeigte, die Judenverfolgung, den Krieg, die Bomben und die schweren Nachkriegsjahre. Mit 34 Jahren übernahm sie dann 1948 die Wäscherei des Mutterhauses in Münster, um mit 41 an Krebs zu sterben. (Das Bild zeigt sie vor der Baracke in Dinslakener Vinzenz -Hospital, übrigens eines der ganz wenigen Fotos von ihr.)

Viel wurde anläßlich ihrer Seligsprechung über sie gesagt; manches davon wäre ihr nicht recht gewesen - schließlich wollte sie nie im Mittelpunkt stehen. Das Leben hat sie nicht verwöhnt. Die Folgen einer Rachitis machten ihr zeitlebens zu schaffen. Trauten ihr andere auch wenig zu - sie selbst wußte, was sie konnte. „Dat kann ick wuoll!“ - soll sie dann gesagt und es getan haben.

Am 23. Juli 1934 öffnete sich die Klosterpforte der Clemensschwestern für sie; acht Wochen später erhielt sie den Namen Euthymia - die Heitere. Nach ihren Gelübden wurde sie nach Dinslaken versetzt, wo sie zunächst auf der Frauenstation, ein Jahr später in der sogenannten Isolierstation arbeitete. Im Februar 1943 mußte das Krankenhaus Kriegsgefangene und Fremdarbeiter aus dem Lager in Walsum aufnehmen. Schwester Euthymia pflegte nun Franzosen, Belgier, Holländer, Italiener, Russen, Ukrainer und Polen mit schweren Infektionskrankheiten. Ohne Rücksicht auf die dauernde Überbelegung wurden die Kranken dort abgeladen. Schwester Euthymia brachte sie unter, wusch sie, versorgte sie mit neuen Kleidern und Verbänden. Ein französischer Kriegsgefangener schrieb: „Dort im Vinzenz-Hospital gab es keine SS noch SA mehr, sondern wahre christliche Nächstenliebe.“

Mehrmals mußte sie sich vor den nationalsozialistischen Inspekteuren verantworten. Nichts Schlimmes hatte sie getan: Nur Kranke mit dem Aufzug transportiert; mit Lebensmitteln, Medikamenten und Verbänden versorgt; ihnen einen Priester geschickt... Es war ihr Vergehen, daß sie keinen Unterschied zwischen Deutschen und Russen machte, daß sie Fremdarbeiter und Gefangene behandelte wie jeden andern Menschen auch. Sie machte keinen Unterschied, so wenig, wie Gott einen Unterschied macht. Angst vor den Nazis hatte sie nicht, denn sie wußte sich geborgen in Gottes Hand; fernab von jeder Ideologie des Hasses und des Rassismus. Sie lebte ihr Leben in den Spuren Jesu. Sie hat wohl wenig darüber nachgedacht, in welche Gefahr sie damit geriet. Ihre Kraft schöpfte sie aus dem Gebet; das wird ihr Energie gegeben haben, am nächsten Tag zu tun, was zu tun war, ohne Ausrede, ohne sich zu verstecken, ohne kluge Ausflüchte, daß der einzelne doch nichts machen könne. Sie hat einfach angepackt und damit der Welt ein menschliches, ein christliches Gesicht gegeben.