Kurz vor der Firmspendung unterhielt sich Bischof Janssen mit den Firmbewerbern über deren Namenspatrone.
Erstaunlich, daß er fast allen 19 Gefirmten etwas über ihren Patron und auch den Termin ihres Namenstages sagen konnte.
Bei der Hl. Katharina allerdings wäre es ihm schwer gefallen. Schließlich kennt der Heiligenkalender vierzehn heilige
Katharinas. Die werden allerdings nur den wenigsten Katholiken vertraut sein, stehen sie doch alle im Schatten der Hl. Katharina von Siena, deren Fest wir am Donnerstag begehen.
Katharina wurde am Himmelfahrtstag des Jahres 1347 als 24. Kind (!) einer Färberfamilie geboren. Es war eine Zeit der
Bürgerkriege und Machtkämpfe, der Adel unterdrückte das Volk. Mit sechs Jahren hatte Katharina ihre erste Vision, mit sieben Jahren legte sie das Gelübde der Jungfräulichkeit ab.
Im Alter von 12 Jahren sollte sie heiraten, weigerte sich aber, was ihr die Eltern übel nahmen. Als ihr Gesicht durch Pockennarben entstellt wurde, lebte sie nur noch
zurückgezogen zu Hause. Mit 18 Jahren trat Katharina in ihrer Heimat gegen den Willen ihrer Eltern in den Dritten Orden der Dominikaner in Siena ein.
Mehr und mehr kam ihre seherische Begabung zum Vorschein. In einer mystischen Vision erlebte sie ihre Vermählung mit
Christus; den Ehering sah sie ihr Leben lang an ihrem Finger. Katharina arbeitete für Arme und Kranke in Siena, bei der Pflege von Pestkranken steckte sie sich an. Einem frierenden
Bettler gab sie eines Tages ihren Mantel. Als man sie kritisierte, dass es unschicklich sei, ohne Mantel auf die Straße zu gehen, antwortete sie: „Ich will mich lieber ohne
Mantel als ohne Liebe finden lassen.“
Den Verfalls der Sitten unter den Priestern kritisierte Katharina sehr offen. Bewunderung weckten ihre Briefe
zu geistlichen und religiösen Fragen. Am 1. April 1375 erschienen die Wundmale Jesu an ihrem Körper; später waren sie allerdings nur für die Heilige selbst zu sehen.
So sehr das Leben Katharinas in Gebet, Innerlichkeit und mystischer Versenkung werwurzelt war, so
leidenschaftlich engagierte sie sich in den politischen, kirchlichen, theologischen und sozialen Brennpunkten
ihrer Zeit. Die letzten Jahre ihres Lebens ernährte sich Katharina sich nur noch von der Eucharistie. Katharina
starb 1380 in der Peterskirche in Rom, wohin sie sich noch täglich geschleppt hatte. Katharinas sterblichen
Überreste - bis heute unversehrt - befinden sich in Rom in der Kirche Santa Maria sopra Minerva.
So befremdlich ihr Leben uns erscheinen mag, so interessant ist es auch. Mag man manches in das Reich der
frommen Legende verweisen, so war und ist Katharina eine Frau, die Bewunderung aber auch Widerspruch
hervorruft. Sie hat sich leidenschaftlich für ihre Überzeugungen engagiert und scheute vor dem Streit mit
kirchlichen und weltlichen Autoritäten nicht zurück. Die Kirche ernannte sie zur Kirchenlehrerin und zur Patronin
Europas. Ihre Heiligsprechung erfolgte schon 81 Jahre nach ihrem Tode. Ihre Verehrung setzte schon vorher ein, das Bild entstand fünf Jahre vor ihrem Tode.
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