Eine feierliche Selig- oder gar Heiligsprechung mitzuerleben, das war für die Katholiken
bis in jüngster Zeit ein schwieriges Unterfangen. Noch bis in die 70er Jahre war eine Selig- oder Heiligsprechung ein seltenes kirchengeschichtliches Ereignis. Das änderte sich etwas unter Papst Johannes
Paul II., der seit 1978 über 1.000 Menschen selig gesprochen hat. Eine Seligsprechung macht aus einem Christen natürlich nicht im Nachhinein einen besseren oder besonderen Menschen. Die katholische
Kirche verehrt Selige und Heilige als Zeugen vorbildhaften Christseins. Die Seligsprechung stellt eine Frau oder einen Mann als Beispiel christlichen Lebens für die Kirche eines Landes, eines Bistums
oder auch für eine bestimmte kirchliche Gemeinschaft heraus. Solche feierlichen Seligsprechungen wurden in der Vergangenheit immer in Anwesenheit des Papstes begangen, so dass diese fast immer in Rom
oder anlässlich eines Papstbesuches in einem anderen Land stattfanden.
Ich weiß nicht, wer von Ihnen persönlich schon einmal bei einer Selig- oder Heiligsprechung
anwesend war? Unsere Rom-Pilgergruppe des Jahres 2006 durfte die Seligsprechung von Charles de Foucauld auf dem Petersplatz miterleben.
Nach dem Wunsch von Papst Benedikt sollen solche Feiern demnächst auch z.B.
in den Heimatländern der Seligen möglich sein. Daher gibt es in diesem Jahr nicht weit von Dinslaken und Hünxe entfernt eine solche Feier, nämlich am 29.
Juni 2008 in Tegelen, einem kleinen Ort an der niederländischen – deutschen Grenze. So leicht war es noch nie, an einer solchen Feier teilzunehmen, und so
schnell kommt die Gelegenheit nicht wieder.
Zudem gibt es von Lohberg aus eine Beziehung zur neuen Seligen. Mutter
Josefa Stenmans, mit Taufnamen Hendrina, kam als ältestes von sieben Kindern der Familie Stenmans in Issum am Niederrhein zur Welt. Nach dem Tod ihres
Vaters kümmerte sie sich gemeinsam mit der Mutter um das Auskommen der Familie. Ihren Wunsch nach einem Leben aus dem Glauben musste sie deshalb
zunächst zurückstellen. Im Jahr 1884 zog sie schließlich nach Steyl, kurz hinter der deutsch-niederländischen Grenze, wo sich das Missionshaus der von Arnold
Janssen gegründeten "Gesellschaft des Göttlichen Wortes" befand und arbeitete in der Folgezeit dort in der Küche. Bis dass auch ein weiblicher Zweig
des Missionsordens gegründet werden sollte, dauerte es noch etwas.
Im Herbst 1889 befand Arnold Janssen die Zeit für reif: Gemeinsam mit weiteren
Schwestern, darunter die selige Helena Stollenwerk, zog Josefa Stenmans am 8. Dezember 1889 in ihr neues
Kloster ein und gilt damit als Mitbegründerin der "Missionsgenossenschaft der Dienerinnen des Heiligen
Geistes". Die zeitlichen Gelübde legte sie 1894 ab, zwei Jahre bevor sie als Nachfolgerin Helena Stollenwerks
zur Oberin der Gemeinschaft gewählt wurde. 1901 legte sie die ewige Profess ab. Schwester Josefa starb am
20. Mai 1903 und ist auf dem Steyler Klosterfriedhof begraben. Der Seligsprechungsprozess ist inzwischen abgeschlossen, und so wird Mutter Josefa Ende Mai selig gesprochen.
Die Lohberger Niederlassung der von ihr mitgegründeten Ordensgemeinschaft war die erste der Schwestern
im Bistum Münster, aus dem sowohl Arnold Janssen wie auch Hendrina Stenmans stammten. In den Jahre
1921 – 1963 waren die Schwestern in und um Lohberg segensreich tätig, eine Aufgabe, die sie durchaus als
„Mission“ verstanden, war doch Lohberg für sie, die bis dahin vor allem in Übersee arbeiteten, ein ganz
besonderes „Pflaster“. Sicherlich kannten einige der Schwestern Mutter Josefa noch persönlich.
|