cathedra - petri - "stuhlfeier"

Beim Erstellen des Sonntagsgrußes „stolperte“ ich geradezu über das Fest „Kathedra Petri“ am Samstag. Übersetzt heißt das soviel wie „Petri Stuhlfeier“, was mindestens ebenso sonderbar klingt. Was wird da eigentlich gefeiert?

Wie bei vielen kirchlichen Festen gibt es verschiedene Erklärungen. Grundsätzlich ist es die Feier der Übertragung des besonderen Hirtenamtes (Bischofsamtes) an Petrus, der ja auch als erster Papst gilt. Es ist damit ein sehr römisch-katholisches, aber auch schon sehr altes Fest, denn es ist in Rom schon Mitte des 4. Jahrhunderts bezeugt.

Manche erklären das Fest mit einem in den Legenden überlieferten Ereignis: Der Statthalter Theophilus von Antiochien (heute Antakya in der Türkei) ließ Petrus ins Gefängnis werfen. Paulus erreichte die Freilassung des Gefangenen, worauf dieser den verstorbenen Sohn des Statthalters wieder zum Leben erweckte. Theophilus bekehrte sich und setzte Petrus „auf einen hohen Stuhl“, damit alle ihn sehen und sein Wort hören sollten. Petrus blieb sieben Jahre lang als Bischof in Antiochia. Danach kam er nach Rom, wo er die christliche Gemeinde leitete.

Es zeigt sich schon, daß der Stuhl in der Antike mehr war als eine Sitzgelegenheit. Ein hervorgehobener Stuhl kennzeichnete den Platz dessen, der „etwas zu sagen hatte“. Der bekannteste Stuhl mit dieser Bedeutung ist ein Thron. Besondere Stühle hatten aber auch Richter. Außerdem war er - und das wurde für die Kirche wichtig - auch der Platz von dem aus gelehrt und gepredigt; eben der Glaube verkündet wurde. Daher kommen auch die Begriffe Lehrstuhl (für die Stelle eines Theologieprofessors) und auch Hl. Stuhl für den Sitz des Papstes. Nachdem die Professoren (und Lehrer) später nicht mehr von einem Stuhl aus lehrten, benannte man auch die Lesepulte als „Kateder“. „Ex cathedra“ - nennt man die unfehlbaren Lehrentscheidungen des Papstes.

Nun kommt - wie so oft - noch eine ältere Tradition dazu, denn die Zeit vom 13. bis 22. Februar war im heidnischen Rom der Erinnerung an die verstorbenen Angehörigen geweiht. Bei den Mahlzeiten wurden für die Toten Speisen und ein Stuhl (cathedra) bereitgestellt. Die Christengemeinde gedachte in dieser Zeit des Apostels Petrus, des Vaters ihres Glaubens (denn dessen Todestag war nicht genau bekannt). Die kirchliche Ablehnung des Totenmahles seit dem 4. Jahrhundert hatte zur Folge, dass man den Stuhl des Petrus nunmehr als Lehrstuhl, als Symbol des Lehramts verstand. Gegenstand des christlichen Festes war aber nicht der Stuhl selbst, sondern die Übernahme des (antiochinischen und später) römischen Bischofstuhls durch den hl. Petrus und seine Berufung zum Lehramt in der Kirche.

Rompilger kennen im Chor des Petersdoms das grandiose barocke Kunstwerk von Gian Lorenzo Bernini; die „Verherrlichung der Cathedra Petri“, in dessen Zentrum sich ein prachtvoller Stuhl befindet.

Die Bauernregeln setzen den Tag mit dem Frühlingsanfang gleich: „St. Clemens uns den Winter bringt, / St. Petri Stuhl den Frühling winkt, den Sommer bringt uns St. Urban, / der Herbst fängt um Bartholomäi an.“