aschenkreuz

„Heilige Zeichen“ - so heißt ein schönes Buch von Egon Kappellari, des Bischofs von Gunz-Klagenfurt.

Auch Asche gehört zu diesen heiligen Zeichen, gewöhnliche, schmutzige, wertlose Asche. In der Liturgie der Kirche hat sie einen festen Platz.

aschekreuz„Bedenke Mensch, daß Du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ Dieses Wort aus dem Buch Genesis wird bei der Austeilung des Aschenkreuzes am Aschermittwoch gesprochen.

Seit alter Zeit ist Asche ein mit Schuld und Tod verbundenes Zeichen. Sich in Asche zu setzen oder sich das Haupt mit Asche zu bestreuen, war bei Griechen, Ägyptern, Arabern und Juden (zum Teil bis in die heutige Zeit) Brauch.

Sprichwörtlich heißt es „Asche auf mein Haupt“, wenn mir klar wird, daß ich einen Fehler gemacht habe. Darin steckt die Erinnerung an die Sitte, sich zum Zeichen von Schuld und Reue Asche auf den Kopf zu streuen und öffentlich zu seinen Fehlern zu stehen (wohl eine Tugend , die heutzutage fast verloren ist - es gibt immer eine Ent-Schuldigung).

In der alten Kirche begannen öffentliche Bußzeiten am Aschermittwoch; die Büßer kleideten sich in ein rauhes Gewand und streuten sich Asche auf ihr Haupt (“In Sack und Asche gehen.“)

Seit dem 10. Jahrhundert wird das Aschenkreuz an alle Christen ausgeteilt. Dabei wird stärker ein ganz anderer Aspekt von Asche betont. Mit Asche kann man nämlich auch polieren und reinigen. Die reinigende Kraft der Asche zeigt sich auch darin, daß sie ein durch Feuer verwandelter „Erdenstoff“ ist. Aus der Asche erhebt sich in einer antiken Sage der Vogel Phönix zu neuem Leben.

Das erinnert an Tod und Auferstehung; und so müßte eigentlich das Wort bei der Austeilung des Aschenkreuzes lauten: „Bedenke, o Mensch, daß du Staub bist, aber bestimmt zur Auferstehung in das ewige Leben.“ Hier klingt schon am Beginn der österlichen Bußzeit die Osterfreude mit an. Die Asche erinnert daran, daß Gott alles vollenden wird, was wir auf Erden an Gutem begonnen haben.

Asche wurde früher auch bei der Weihe einer Kirche verwendet. Man streute ein Kreuz aus Asche diagonal so auf den Boden, daß die Balken auf die Ecken des Kirchenraumes zeigten. Dann schrieb der Bischof mit seinem Stab das griechische Alphabet mit den Buchstaben vom Alpha bis zum Omega auf den einen und das lateinische A bis Z auf den anderen Kreuzbalken. In das Flüchtige, Verwehende, in den Staub wurde die Perspektive der Ewigkeit gezeichnet.

Solche Zeichen der Vergänglichkeit des Lebens gibt es in der Kirche immer wieder. So verbrennt man bei der Amtseinführung eines neuen Papstes einen Wollfaden, um dem Neugewählten angesichts seiner neuen hohen Würde auf seine Vergänglichkeit aufmerksam zu machen, denn im Tod sind alle Menschen gleich.

Nachtrag 2004: Asche auf mein Haupt!

In den meisten Kirchen ist es üblich, mit der Asche das Zeichen des Kreuzes auf die Stirn zu zeichnen (Aschenkreuz). Dieser Brauch ist aber in den liturgischen Büchern nicht unbedingt so vorgesehen, denn weder im Messbuch noch in anderen liturgischen Ordnungen ist von einem „Zeichnen“ mit Asche die Rede. Dort steht nämlich, daß die Asche aufgelegt oder ausgeteilt wird. Die Bibel erzählt, dass Menschen sich als Zeichen ihrer Umkehr und Buße öffentlich Asche aufs Haupt streuen. Dieser Brauch wurde auch im Christentum jahrhundertelang weiter gepflegt (“In Sack und Asche gehen“). Auch der christliche Aschenritus ist ein Umkehrritus, der an die menschliche Sterblichkeit erinnert, zum Rückblick auf das bisherige Leben ermuntert und so zu Umkehr und Buße einlädt: „Bekehre Dich und glaube an das Evangelium!“ oder „Bedenke, Mensch, dass Du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst”. Da kommt einem schnell eine Feuerbestattung mit Urnenbeisetzung in den Sinn, aber diese Form der Bestattung hat nichts mit unserem Ritus zu tun. Dazu ist sie viel zu jung. Daß vielerorts das Asche-Auflegen in Kreuzform geschieht, stammt aus einer Zeit, in der man alle liturgischen Zeichenhandlungen möglichst in der Form des Kreuzes ausführte. Der Aschenritus will jedoch nicht in erster Linie an das Kreuz erinnern, wie z.B. das Bezeichnen mit dem Kreuz vor der Taufe oder das Kreuzzeichen als Segensgeste, das die Zugehörigkeit zu Christus zeigt. Dennoch wird man als Christ beim Gedanken an die menschliche Sterblichkeit an eigenen Erfahrungen mit dem Tod und nicht zuletzt an Jesu Kreuzestod denken. So bekommt das Aschenkreuz eine sehr vielschichtige Bedeutung, wobei das öffentliche Bekenntnis zum Umkehrruf Christi: „Bekehrt Euch und glaubt an das Evangelium“ im Vordergrund steht.